Eine Fliege bei Hans Hermann entsteht ... aber wie?

Karl Sütterlin von Hans Hermann

Relativ einfach: Zunächst einmal muss man sich inspirieren lassen. Hat man sich entschlossen in welche Richtung es gehen soll, geht es darum, einen Stoff zu suchen bzw. - unsere neueste Errungenschaft - diesen selbst zu designen.


Nun, der Stoff ist demnach wohl das Maßgebende bei einer Fliege?

Ich sag es eher so: der Stoff ist die Seele der Fliege, und gleichzeitig ist der Stoff auch ein Namensgeber für die Schleife. Damit ist er tatsächlich das Wichtigste. Der Stoff der Wahl wird dann, nach einigen Tagen Lieferzeit, gebügelt und anschließend geschnitten. Mit den anfänglichen Schnittmustern war es sehr schwierig, weswegen ich spezielle Schablonen habe anfertigen lassen, die die Arbeit sehr erleichtern.

Was sind Kriterien für die Wahl deiner Stoffe und Muster?

Das ist Bauchentscheidung. Es gibt bei Hans Hermann keine direkten Kriterien oder Marktstrategien für unsere Stoffe, aber doch versuchen wir eine leichte Struktur reinzubringen.

Und inzwischen bist du sogar der Designer deiner eigenen Muster...

Genau, das ist mir auch sehr wichtig. Ich bin nicht mehr an einen bestimmten Stoff gebunden, nur weil ich das Muster unbedingt in meiner Kollektion haben will. Nun kann ich selbst bestimmten, ob es Seide, Baumwollen oder so ist UND kann Farben, Muster und Größe auswählen. So kam es zum Beispiel zu „1000 eyes“, welches einer meiner Favoriten ist. 

Das Schneiden und Vernähen nimmt aber auch ganz schön Zeit in Anspruch, oder?

Ja! Tatsächlich ist das aber sehr abhängig vom Stoff: Es gibt leichtere und dankbarere Stoffe, aber auch sehr schwierige, zeitaufwändige, da sie schwer zu vernähen sind oder wir erst die beste Variante finden müssen, wie wir den Stoff ohne zu viel Verschleiß verarbeiten können. Nach dem Schneiden wird bei den meisten Stoffen noch Vlieseline aufgebügelt, um den Stoff zusätzlich zu stärken. Die Auswahl der Vlieseline ist sehr wichtig, denn diese bestimmt die Form der Schleife.  Tja, und dann werden die Einzelteile äußerst sauber auf links vernäht, damit keine Falten oder Verformungen entstehen.

Und wenn alles vernäht ist?

... wird es kniffelig, denn der Stoff muss umgestülpt werden. Das hat mir in der Anfangszeit viel Kopfverbrechen bereitet - der umzustülpende Teil ist sehr schmal - bis ich eine spezielle Idee entwickelt habe, die aber Geschäftsgeheimnis ist.
Anschließend bügeln wir den fast fertigen Querbinder nochmals und befestigen in sorgfältiger Handarbeit Metallplättchen bzw. Buckelts. Die Finishings werden gemacht, die letzten Nähte vernäht.  

Aber das Binden ist Ehrensache für einen Designer wie dich?

Ich formuliere es gerne so, dass ich der Fliege den letzten Schliff gebe. Das Masterpiece wird nach dem Binden in eines unserer schönen, stylishen Gläser verpackt. Nach diesem Produktionsprozess folgt die Taufe, denn wir suchen uns für jede Fliege einen besonderen Namen aus. So entstanden Alice, Austin Powers oder auch Prince of Bel-Air.